Ich bin Fachärztin für Anästhesie und nicht klassischerweise in der Klinik tätig. War ich aber ziemlich lang. Hier nehme ich dich mit auf meinem Weg von der Klinikärztin zur Ärztin im eigenen und unkonventionellen Business. 6.März 2023
Uni und endlich ÄRZTIN!
Es geht los, endlich Ärztin, Approbation, Nov. 2007!
Sieben Jahre Studium, soooo viel gelernt, immer nebenbei gearbeitet. Dr. Arbeit begonnen, viel Zeit und Mühe investiert, allerdings nicht beendet.
ZU viele Baustellen, Studium geht vor, Geld verdienen auch. Keine Zeit für eine Pause, Bewerbungen und Gespräche, Wer nimmt mich?
Der Plan: ich werde Herzchirurgin, also erstmal Commun Trunk Chirurgie.
Klinikärztin oder arbeiten bis zum Umfallen
Von der Uni direkt in die Klinik, erst Chirurgie. Beginn in der Allgemein-und Thoraxchirurgie. Warum? Thoraxchirurgie ist der Ursprung der Herzchirurgie, und beides so schön filigran, edel,ästhetisch. Love it! In der Chirurgie nach 1 Monat schon erste 24-Stunden-Dienste, ab 16:00 Uhr bin ich die diensthabende Ärztin in der Chirurgie, zerteile mich zwischen den Stationen, der Rettungsstelle, dem Op und mir. Fühle mich allein mit all den Entscheidungen und Aufgaben.
Wow ist das anstrengend, 1-2 Dienste pro Woche zusätzlich normaler chirurgischer Alltag mind. 40 Std. /Woche eher 60 ……. immer 12 Tage am Stück, dann 2 Tage Wochenende…….
Häufigste Frage: “Darfst du im Dienst schlafen?” klar, wenn mal nichts los ist!
Aber das Dienstbett muss ich im Dienst noch selbst beziehen, ist ein Klappbett im “Arztzimmer”,
3 alte PCs surren die ganze Nacht, Diensttelefon neben dem Ohr, WC auf der Station……an echte Erholung, nicht zu denken.
Am Wochenende werden aus 24 Stunden locker 30 Stunden, mit Verbandswechseln, Visite, und zur Belohnung Rufdienst wenn ich nach Hause gehe. Und am nächsten Tag wieder 24 Stunden Dienst. Wie soll ich das aushalten?
Spruch eines älteren Oberarztes dazu: “ Jetzt haben sie ja 24 Stunden Zeit alles abzuarbeiten.“ Aha.
Intensivmedizin und Anästhesie
Dann nach 18 Monaten Rotation auf die Intensivstation, juchu endlich nur Schichtdienst, max. 12 Stunden am Stück, ich feiere. Und das Wichtigste wir sind dort ein Team, nicht ich allein, alle gemeinsam in einer Schicht. Was für ein Gefühl!
Ich wechsel die Seiten, die Anästhesie lockt mich wie das Schlaraffenland. Nahtlos, DANKE!
Vollzeit, mit regelmäßigen 24-Stunden Diensten, aber mit geregeltem Dienstplan, keine Rufdienste, um 16 Uhr sicherer Feierabend. Bin jetzt schon berufserfahren, kurze Einarbeitung, na klar Miriam kann das, husch husch.
Ich bin fleißig, keine Pausen, will ja schnell Fachärztin werden. Aber fühl dich nicht zu sicher, immer nur kurze Zeitverträge, von einer Mutterschaftsvertretung zur nächsten. Aber dann Facharztkatalog ist erfüllt, inkl. Der Nadelöhre Neurochirurgie, Thoraxchirurgie! Mit dabei Narkose am wachen Patienten bei HirnOP. Crass, ich habe es geschafft: Fachärztin für Anästhesie seit Mai 2014.
Und dann Next Level: immer im Op und auf der Intensivstation, dort wo das Leben tobt und der Tod immer mit dazugehört. Miriam ist ja Fachärztin, die kann das. Anleitung der jüngeren Kolleg*innen, Op-Aufsicht für mehrere…..ich wachse mit meinen Aufgaben.
Wenn das Leben nur noch aus Arbeit und Schmerzen besteht
Zwischendurch wird ökonomisiert, immer schneller, immer mehr in weniger Zeit. Wie soll das gehen? Ich bin Ärztin keine Maschine.
Meine Migräne wird häufiger, mehrmals im Monat, anfangs immer nach den Diensten, am Wochenende, der Klassiker, dann chronisch und zur Dauermigräne.
Miriam wird zur Belastung für das Team, puh sie hat sich schon wieder krankgemeldet, immer lautere Apelle. Was soll ich tun?
Weder Urlaub, freie Monate noch Teilzeit brachten Entspannung.
Völlige Verausgabung. Keine Energie mehr: Burn Out, Depression.
Ärztin oder Patientin ?
Nenn es wie du willst: Ich kann nicht mehr! TIME OUT!
Und Gewissheit, es gibt kein Zurück in die Klinik. Corona tobt, viele Menschen sterben.
Was mache ich: ich sitze zu Hause und starre die Wand an.
Ohnmacht. Versagen. Zu sensibel. Zu schwach. Scham, Schuldgefühl. Ich kann nicht helfen, obwohl ich das eigentlich kann. Bin Profi auf der Intensivstation, Bauchlage schon so oft gemacht, Lungenversagen kann ich, weiß im Schlaf was zu tun ist, bin Teamplayer, fühle mich unnütz. Wie kann ich das mit mir vereinbaren?
Es folgt, harte Arbeit. Mindset, Selbstliebe. ICH BIN, auch ohne Funktion.
Aber wer bin ich ohne Funktion? Also wieder Next level, diesmal in anderem Setting. Migräne, Depression, immer noch da.
Aber auch: Mein Mann, meine Familie, meine Freunde immer noch da. Geben mir Halt, unterstützen und bestärken mich. Du bist wichtig. Achte auf dich. DANKE!
Was ist wichtig im Leben? Zu viele Fragen, immer wieder, immer von vorn, und dann Chaos. Sitze im Karussell und komme nicht raus. Wie lange dauert das eigentlich noch?
Erst: ich kann das nicht mehr, dann: ich mache das nicht mehr.
Mit der Zeit kommt die Einsicht, meine Gesundheit geht vor.
Tschüss Klinikärztin – Hallo Ayurveda und Selbständigkeit
Ein Segen dabei: der Ayurveda. Der kennt mich, wie kann das sein? Und die Erkenntnis,Ich bin VATA Women. Ich bin Hochsensibel. Die Migräne gehört dazu.
Selbstfindung. Was kann ich? was will ich? Wer hilft mir? Alles wird in Frage gestellt? Bin ich Ärztin? Wirklich? Will ich das sein? Alles wird auf den Kopf gestellt. Zum Glück gute Menschen auf meinem Weg als Begleitung. DANKE!
Ja ich bin Ärztin, und ja ich bleibe Ärztin, das ist schon mal geklärt. Aber wie? Was sind meine Werte? Wo und wie kann ich die bei der Arbeit leben? Ohne Verausgabung, aber mit Freude.
Also erstmal: Ausbildung zum Ayurveda Lifestyle Coach. Wow, das will ich. Ärztin mit Herz und Hirn, mit Zeit mit Verständnis und Feingefühl. Der Ayurveda liest zwischen den Zeilen. So viel wird mir klar. Meine Erfahrungen der Klinikjahre werden ergänzt.
Dann Pause. Reha. GLÜCK pur: 7 Wochen an der Ostsee. Das MEER, ein Segen für meinen Kopf, Der Strandkorb mein Zufluchtsort. Alles sortiert sich, ich weiß was ich will, na endlich. Mit Ziel ist bei mir alles leichter.
Was brauche ich, was macht Sinn? Ausbildung zur Pranayama und Breathwork Lehrerin.
Außerdem: Existenzgründungskurs. Business Skills lernen. Warum? Ich habe keine Ahnung von Buchhaltung, Selbständigkeit usw.
Ich kündige meine Festanstellung. Freiheit trotz Unsicherheit, vor Jahren undenkbar.
Seit August 2022 offiziell selbständig. Tschaka ich komme, haltet euch fest!
Das Leben hat andere Pläne – schmerzhafter Abschied
Gleichzeitig passiert das Leben: Sprunggelenksbruch, liege Wochenlang auf dem Sofa, laufe oder hüpfe mit “Krücken”, OP, habe jetzt Titan intus. Wieder brauche ich Hilfe. Mein Mann und meine Familie umsorgt mich. DANKE, dass ich da seid!
Und das fordernste aber allerwichtigste: Ich pflege mit meinen Schwestern meinen Papa. COPD im Endstadium, Sauerstoff über die Leitung, den ganzen Tag, körperlicher Zerfall, und der Geist ist hellwach. Wie leiden und fühlen mit ihm. Versuchen es ihm leichter zu machen, Pflegebett, elektrischer Rollstuhl, usw.. Alles wird uns schwerer gemacht, als es sein müsste. Jeder Antrag erstmal abgelehnt, Widerspruch, warten.
Corona. Papa auf der Intensivstation.
Mein Business schippert so nebenbei.
Dez. 22 Papa stirbt.
Über den Jahreswechsel, Trauer, Beerdigung, Wohnungsauflösung.
ABSCHIED.
ANNEHMEN UND LOSLASSEN.
Dankbarkeit, dass ich mit der Selbständigkeit Zeit hatte für meinen Papa da zu sein. Zeit füreinander, Liebe und Zuneigung.
Los geht´s 2023 – mein eigenes Business
Februar 2023: Endlich habe ich meine Website fertig. Was für ein Projekt. Durchhalten kann ich. Guckt mal hier bin ich. Google findet mich!
Das Beste: wunderbare Klient*innen. Gute Gespräche, wahrhaftig, ehrlich, emotional.
Ich bin in meinem Element. Raum geben und halten. Begleiten. Das kann ich.
Wachse mit meinen Aufgaben: Buchhaltung, Rechnungen schreiben, usw. Online-Workshops halten. Anzeige im Ayurveda-Journal, Flyer usw.
Zusage Ayurveda Festival. Ich halte einen Vortrag. Wow,ich freue mich.
2023 ist mein Businessjahr! Los geht’s!
Er hat sich gelohnt. Mein Weg von Klinikärztin zum eigenen Business!
Hier kannst du mehr Infos zu mir finden: Miriam Söthe Über mich